Thursday, February 23, 2006

Knigge

Es werden Kekse zum Tee gereicht.
Sie: „Sie naschen aber auch gerne, nicht wahr?“
Ich : „Och....“
Sie: „ Na, ich kenne das ja auch. Ich hab im Auto auch schon eine dreiviertel Tafel verputzt. Wer es kann. Früher war das kein Problem für mich, aber heute....Im letzten Jahr wog ich noch vierundfünfzig Kilo und heute? Was glauben sie? Eiiiiinundsechzig Kilo!!! Aber na ja, es gibt Schlimmere.“
Kurzes Schweigen.
Sie: „Man muss halt viel trinken. Wenn man das schafft, hat man gar kein Hungergefühl mehr, der Magen ist immer voll “
Ich: „Ich trinke drei Liter am Tag.“
Sie: „Ach, das schaffen sie? Zuhause schaffe ich das auch, aber dann muss ich ständig auf die Toilette und außerdem bin ich ja ständig unterwegs.“
Schweigen. Seitenblick auf mich.
Sie: „Aber Figur ist ja auch nicht alles. Wichtig ist ja, das man sich wohlfühlt so wie man ist. Das man das Leben lebt, so wie man es möchte, nicht wahr?“

„Sie“ macht es sich in Kursen zur Aufgabe, Kindern das richtige Benehmen beizubringen.

Friday, February 17, 2006

Jede(r) hat eine Cynthia*.

Frauen, Menschen, wir alle machen es uns nicht leicht.
Gerade das weibliche Geschlecht scheint zwei herausragende Eigenschaften zu besitzen:
Das nie Zufrieden sein und das Vergleichen.

Beide Eigenschaften unabhängig voneinander machen uns das Leben schon nicht leicht, aber vereinigt und komprimiert auf das Thema Pfunde durchlebt jede Frau immer wieder ihren persönlichen Albtraum.

Mein Albtraum (in dieser Hinsicht) heißt Cynthia*.
Cynthia hat für mein Empfinden die perfekte Figur. Ordentliche Rundungen an den richtigen Stellen, einen recht flachen Bauch und ich vermute mal Konfektionsgröße 38/40, aber absolut leckere 38/40.
Sie selbst glaubt, das ihr Anblick, ihre „Massen“, schwer zu ertragen sind und hüllt sich entsprechend in weite Pullover und große Jacken, die ihre Figur kartoffelsackartig verhüllen statt stolz zu zeigen, was sie hat.
Wird es zu warm und sie sieht sich gezwungen, den Kartoffelsack abzulegen, geht dies nie ohne entsprechende Kommentare in der Art von:“ Entschuldigt, aber den Anblick kann ich euch jetzt nicht ersparen“ vonstatten. In diesem Moment starrt natürlich erst recht jeder hin, um zu verstehen was sie meint und aus dem Kartoffelsack schält sich eine unglaubliche Figur heraus.
Glücklicherweise wird dieser Vorgang in den seltensten Momenten kommentiert, aber unterschwellig fühlt man gerade unter den Frauen der Gruppe eine Stimmung, die ein Mix aus Entrüstung, Beleidigung und Neid ist.
Für mich persönlich ist dieser Vorgang jedes mal wieder schwer zu ertragen, denn natürlich schaue ich an mir herunter und denke: „Was soll ich denn sagen?!“ (Vergleich!)
Dabei kann ich natürlich nur verlieren, denn zwischen uns dürften mindestens 50 kg liegen und fühle mich entsprechend schlecht. (ja, ich oute mich – wer rechnen will soll dies nun tun, aber das Ergebnis ist von meiner Seite aus gesehen nur ein Schätzwert und somit nicht amtlich)

Aber auch Frauen, deren Konfektionsgrößen nicht so weit auseinander liegen tun sich genau dies an. Sie sitzen zusammen und stöhnen ob ihrer „fetten“ Oberarme, ob ihres „Pferdearsches“, ob ihrer „Ringerschenkel“, ob ihrer...... - glaubt mir, ich könnte unendlich weitermachen, denn ich bin sicher, das manch eine Frau aus Verzweiflung sogar ihre Schamlippen als zu dick empfindet.
Die andere Frau sitzt dabei, versteht das Gejammer nicht und fühlt sich in ihren Unzulänglichkeiten nicht nur bestätigt, nein, auch noch bestärkt, denn wenn die schon meckert....

Aber werte Damen, wie mein Vater schon zu sagen pflegte: „Es gibt immer noch eine Frau, die ist viel dicker.“ Und auch wenn er dies sicher eher metaphorisch meint so ist es doch so – wir alle haben unsere Cynthia, aber wir sind auch alle jemandes Cynthia und jammern auf hohem Niveau.

*Name von der Redaktion geändert